Die chirurgische Behandlung von Frakturen des mittleren distalen Humerus (z. B. durch „Handgelenksringen“) oder einer Humerusosteomyelitis erfordert typischerweise einen direkten posterioren Zugang zum Humerus. Das Hauptrisiko bei diesem Zugang ist eine Verletzung des Nervus radialis. Untersuchungen haben ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit einer iatrogenen Verletzung des Nervus radialis infolge des posterioren Zugangs zum Humerus zwischen 0 % und 10 % liegt, während die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Verletzung des Nervus radialis zwischen 0 % und 3 % liegt.
Trotz des Konzepts der Sicherheit des Radialnervs stützten sich die meisten Studien zur intraoperativen Positionierung auf knöcherne anatomische Orientierungspunkte wie die suprakondyläre Region des Humerus oder das Schulterblatt. Die Lokalisierung des Radialnervs während des Eingriffs bleibt jedoch eine Herausforderung und ist mit erheblichen Unsicherheiten verbunden.
Abbildung der Sicherheitszone des Radialnervs. Der durchschnittliche Abstand von der Radialnervebene zum lateralen Kondylus des Humerus beträgt etwa 12 cm, wobei sich eine Sicherheitszone 10 cm über dem lateralen Kondylus erstreckt.
In diesem Zusammenhang haben einige Forscher die tatsächlichen intraoperativen Bedingungen kombiniert und den Abstand zwischen der Spitze der Trizepssehnenfaszie und dem Radialnerv gemessen. Sie fanden heraus, dass dieser Abstand relativ konstant ist und einen hohen Wert für die intraoperative Positionierung hat. Der lange Kopf der Trizepssehnen-Muskelsehne verläuft annähernd vertikal, während der seitliche Kopf annähernd einen Bogen bildet. Der Schnittpunkt dieser Sehnen bildet die Spitze der Trizepssehnenfaszie. Durch Lokalisierung 2,5 cm oberhalb dieser Spitze kann der Radialnerv identifiziert werden.
Indem man die Spitze der Trizepssehnenfaszie als Referenz verwendet, kann der Radialnerv lokalisiert werden, indem man sich etwa 2,5 cm nach oben bewegt.
Eine Studie mit durchschnittlich 60 Patienten ergab, dass diese Positionierungsmethode die Zeit, die der Hautschnitt zur Freilegung des Radialnervs benötigt, auf 6 Minuten reduzierte, verglichen mit der herkömmlichen Explorationsmethode, die 16 Minuten dauerte. Darüber hinaus wurde eine Verletzung des Radialnervs erfolgreich vermieden.
Makroskopisches Bild der intraoperativen Fixierung einer Humerusfraktur im mittleren distalen Drittel. Durch das Platzieren zweier resorbierbarer Nähte, die sich etwa 2,5 cm über der Ebene der Trizepssehnenfaszie kreuzen, ermöglicht die Exploration durch diesen Schnittpunkt die Freilegung des Radialnervs und des Gefäßbündels.
Der angegebene Abstand ist zwar abhängig von der Körpergröße und Armlänge des Patienten, kann in der Praxis aber je nach Körperbau und Körperproportionen des Patienten leicht angepasst werden.
Beitragszeit: 14. Juli 2023