Der laterale Tibiakopfkollaps oder der Spaltkollaps ist die häufigste Form der Tibiakopffraktur. Das primäre Ziel der Operation ist die Wiederherstellung der Glätte der Gelenkoberfläche und die Ausrichtung der unteren Extremität. Die kollabierte Gelenkoberfläche hinterlässt beim Anheben einen Knochendefekt unter dem Knorpel, der häufig die Einbringung von autologem Beckenknochen, Allograft-Knochen oder künstlichem Knochen erfordert. Dies dient zwei Zwecken: erstens der Wiederherstellung der knöchernen Struktur und zweitens der Förderung der Knochenheilung.
Angesichts des zusätzlichen Einschnitts, der für autologes Beckenknochen erforderlich ist, was zu einem größeren chirurgischen Trauma führt, und des potenziellen Risikos einer Abstoßung und Infektion bei Transplantat- und Kunstknochen schlagen einige Wissenschaftler einen alternativen Ansatz für die offene Reposition und interne Fixierung des lateralen Tibiaplateaus (ORIF) vor. Sie schlagen vor, den gleichen Einschnitt während des Eingriffs nach oben zu verlängern und ein Spongiosatransplantat aus dem lateralen Femurkondylus zu verwenden. Mehrere Fallberichte dokumentieren diese Technik.
Die Studie umfasste 12 Fälle mit vollständigen Nachuntersuchungsdaten. Bei allen Patienten wurde ein routinemäßiger anterior-lateraler Tibiazugang verwendet. Nach Freilegung des Tibiaplateaus wurde die Inzision nach oben verlängert, um den lateralen Femurkondylus freizulegen. Ein 12-mm-Eckman-Knochenextraktor wurde verwendet. Nach Durchbohren der äußeren Kortikalis des Femurkondylus wurde in vier wiederholten Durchgängen Spongiosa aus dem lateralen Kondylus entnommen. Das gewonnene Volumen lag zwischen 20 und 40 cm³.
Nach wiederholter Spülung des Knochenkanals kann bei Bedarf ein blutstillender Schwamm eingebracht werden. Die entnommene Spongiosa wird in den Knochendefekt unterhalb des lateralen Tibiaplateaus implantiert, gefolgt von einer routinemäßigen internen Fixierung. Die Ergebnisse zeigen:
① Bei allen Patienten wurde durch interne Fixierung der Tibiagelenkfläche eine Frakturheilung erreicht.
2. An der Stelle, an der Knochen aus dem lateralen Kondylus entnommen wurde, wurden keine nennenswerten Schmerzen oder Komplikationen beobachtet.
3 Heilung des Knochens an der Entnahmestelle: Bei 3 der 12 Patienten kam es zu einer vollständigen Heilung der Kortikalis, bei 8 zu einer teilweisen Heilung und bei 1 Patienten war keine offensichtliche Heilung der Kortikalis zu erkennen.
④ Bildung von Knochenbälkchen an der Entnahmestelle: In 9 Fällen war keine sichtbare Bildung von Knochenbälkchen zu beobachten, in 3 Fällen wurde eine teilweise Bildung von Knochenbälkchen beobachtet.
⑤ Komplikationen der Arthrose: Von den 12 Patienten entwickelten 5 eine posttraumatische Arthritis des Kniegelenks. Ein Patient unterzog sich vier Jahre später einem Gelenkersatz.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entnahme von Spongiosa aus dem ipsilateralen lateralen Femurkondylus zu einer guten Tibiakopfheilung führt, ohne das Risiko postoperativer Komplikationen zu erhöhen. Diese Technik kann in der klinischen Praxis berücksichtigt und angewendet werden.
Veröffentlichungszeit: 27. Oktober 2023