Die häufigste Behandlungsmethode für distale Radiusfrakturen ist der volare Henry-Zugang mit winkelstabilen Platten und Schrauben zur internen Fixierung. Bei der internen Fixierung ist es in der Regel nicht erforderlich, die Kapsel des Radiokarpalgelenks zu öffnen. Die Reposition des Gelenks erfolgt durch externe Manipulation, und die intraoperative Fluoroskopie dient zur Beurteilung der Gelenkoberflächenausrichtung. Bei intraartikulären Impressionsfrakturen, wie z. B. Stanzfrakturen, bei denen eine indirekte Reposition und Beurteilung schwierig ist, kann ein dorsaler Zugang zur direkten Visualisierung und Reposition erforderlich sein (siehe Abbildung unten).
Die äußeren und inneren Bänder des Radiokarpalgelenks gelten als wichtige Strukturen für die Stabilität des Handgelenks. Fortschritte in der anatomischen Forschung haben gezeigt, dass das Durchtrennen der äußeren Bänder unter der Voraussetzung der Erhaltung der Integrität des kurzen Radiolunärbandes nicht zwangsläufig zu einer Instabilität des Handgelenks führt.
Um eine bessere Sicht auf die Gelenkoberfläche zu erhalten, kann es in bestimmten Situationen notwendig sein, die äußeren Bänder teilweise zu inzidieren. Dies wird als volarer intraartikulärer erweiterter Fensteransatz (VIEW) bezeichnet. Wie in der folgenden Abbildung dargestellt:
Abbildung AB: Beim konventionellen Henry-Ansatz zur Darstellung der distalen Radiusknochenoberfläche wird zunächst die Handgelenkskapsel inzidiert, um Zugang zu einer Spaltfraktur des distalen Radius und der Kahnbeinfacette zu erhalten. Ein Retraktor schützt das kurze radiolunäre Band. Anschließend wird das lange radiolunäre Band vom distalen Radius zur ulnaren Seite des Kahnbeins inzidiert. Dadurch ist eine direkte Visualisierung der Gelenkoberfläche möglich.
Abbildung CD: Nach der Freilegung der Gelenkfläche erfolgt die Reposition der in der Sagittalebene eingedrückten Gelenkfläche unter direkter Sicht. Knochenheber dienen zur Manipulation und Reposition der Knochenfragmente, 0,9-mm-Kirschnerdrähte können zur temporären oder endgültigen Fixierung eingesetzt werden. Sobald die Gelenkfläche ausreichend reponiert ist, werden Standardmethoden zur Platten- und Schraubenfixierung angewendet. Abschließend werden die Inzisionen im langen radiolunären Band und der Handgelenkskapsel vernäht.
Die theoretische Grundlage des VIEW-Ansatzes (volar intraarticular extended window) liegt in der Erkenntnis, dass das Durchtrennen bestimmter äußerer Bänder des Handgelenks nicht zwangsläufig zu einer Instabilität des Handgelenks führt. Daher wird er für bestimmte komplexe intraartikuläre Trümmerfrakturen des distalen Radius empfohlen, bei denen eine fluoroskopische Gelenkflächenreposition schwierig ist oder Abstufungen vorliegen. Der VIEW-Ansatz wird in solchen Fällen dringend empfohlen, um eine bessere direkte Visualisierung während der Reposition zu erreichen.
Beitragszeit: 09.09.2023